Alles Neuro?
1. September 2013
Brigitte Grawe

Neurowissenschaften zeichnen sich durch ein enormes Wachstum aller Teilgebiete aus.

Ein Trend, der sich mit nicht mehr aufzuhaltender Dynamik fortsetzt. Inzwischen gibt es unzählige Disziplinen: Neurologie, Neurobiologie, Neurophysik, Neuropsychologie, Neuropsychiatrie, Neurophilosophie, Neuroästhetik, Neurotheologie, Neuroethik, Neurobionik, Neurophysiologie, Neuropathologie, Neuroradiologie, Neurochirurgie, Neurotechnologie, Neuromanagment, Kognitive Neurowissenschaft, Computational neuroscience, Gehirnforschung und viele, viele, viele mehr…

Interessiert man sich zunächst nur für eine dieser Disziplinen, erkennt man schnell, dass man sich unweigerlich auch immer mit einigen anderen befassen muss. Die einzelnen Teilbereiche lassen sich nicht scharf voneinander trennen, da sie i.d.R. ineinander übergreifen.

Genau das finde ich daran so spannend.

Die Entstehung einiger Disziplinen erfolgte sogar ‚zwangsläufig‘. Nicht wenige der heutigen und zukünftigen Forschungserkenntnisse könnten für den Menschen sehr einschneidende Veränderungen bewirken. Darum benötigen die betreffenden Wissenschaftler in ihrer Verantwortung eventueller Folgen ihrer Forschung Hilfe.

So entstanden Neurotheologie, Neuroethik und Neurophilosophie.

Aufgrund der besonders in den letzten 10-15 Jahren gemachten Erkenntnisse finden die Neurowissenschaften zunehmend mediale Aufmerksamkeit. Entkommen kann man dem Thema kaum noch. Dieser Umstand wird unterschiedlich von der Öffentlichkeit und Wissenschaftlern anderer Disziplinen aufgenommen und zum Teil scharf kritisiert.

Brisante Thesen zum religiösen Glauben und dem freien Willen des Menschen lösten bereits kontroverse Diskussionen aus. Tiefgreifende Fortschritte in der Hirnforschung haben bereits schwerwiegende Konsequenzen nach sich gezogen.

Jahrhundertealte Wertvorstellungen und philosophische

Denkweisen haben sich dadurch stark verändert.

Das allein macht schon vielen Menschen Angst. Doch überwiegend brachte sie, wie ich finde, unverzichtbare Erkenntnisse und auch Techniken.

Inzwischen hat die Neurowissenschaft logischerweise

und zu meiner Freude auch Ihren Bezug zur Kunst gefunden.

Der noch junge Forschungsbereich der Neuroästhetik wird dazu in der Zukunft sicherlich noch viel Spannendes erforschen. Seit vielen Jahren verfolge ich nun diese Entwicklung mit leidenschaftlichem Interesse. Ich recherchiere regelmäßig und lese viel.

Aber bei aller Faszination bleibe ich auch kritisch, nicht nur den Neurowissenschaften gegenüber, sondern auch allen anderen Disziplinen. Wissenschaft und Forschung beeinflussen nicht nur unser Leben entscheidend. In nicht unerheblichem Maße werden sie zudem durch Steuergelder finanziert. Zwei gute Gründe sie ‘im Auge’ zu behalten.

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