Ein Blick zurück und einer voraus
21. Dezember 2014
Brigitte Grawe

Und wieder neigt sich ein Jahr dem Ende zu. Zeit also

für das gewohnte Resume und einen Blick voraus.

2014 war ein anstrengendes Jahr. Zunächst sah es sehr erfolgversprechend und easy aus. Ich hatte einige tolle Projekte und Reisen in der Timeline. Doch nicht immer läuft im Leben alles nach Plan. Das ist manchmal richtig ärgerlich aber manchmal ist es auch genau richtig so …

Gestartet bin ich im Januar mit dem Higgs-Kunst-Projekt. Es hatte sich im November 2013 ergeben, und so hatte ich es kurzfristig in die Jahresplanung 2014 aufgenommen. Mit großer Begeisterung tauchte ich in die mir bis dahin eher unbekannte aber vielversprechende Materie ein. Zu meiner Freude entstanden tolle Bilder und die entsprechenden Blogbeiträge fanden schnell eine zunehmende Leserschaft.

Das Feedback darauf war unerwartet und mehr als erfreulich. Mitte Februar musste ich die Arbeit daran unterbrechen. Nur schwer löste ich mich aus dem Thema, das noch so viel Anregungen barg. Doch die anstehende Reise nach Stockholm ließ mir keine andere Wahl.

So nahm ich mir vor, das Higgs-Kunst-Projekt noch in diesem Sommer fortzusetzen.

Als Mitglied der Society for Artistic Research (SAR) war ich zur jährlichen Mitgliederversammlung und der angegliederten Tagung mit dem Titel ‚Loitering with intent‘ eingeladen. Dazu kamen forschende Künstler aus der ganzen Welt zusammen.

In Kooperation mit der Stockholm University of the Arts fanden zweieinhalb Tage lang Vorträge, Ausstellungen, Vorführungen, Workshops und Seminare statt. Es war eine unbglaubliche Bereicherung für mich und der Austausch in Sachen künstlerischer Forschung übertraf alle meine Erwartungen.

Acht Tage war ich insgesamt in Stockholm. Vor und nach dem Meeting erkundete ich begeistert mit meiner Kamera die Hauptstadt Schwedens. Voller Inspiration und Tatendrang kehrte ich zurück. Ich konnte es kaum abwarten, den aufgenommenen Input in meine Kunst einfließen zu lassen.

Auch das Higgs-Kunst-Projekt wollte ich zu Ende führen. Doch es sollte anders kommen. Auf dem Rückflug bekam ich unerwartet Probleme mit den Ohren. Zunächst dachte ich mir nichts dabei. Doch leider zogen sie in der Folgezeit gleich mehrere Hörstürze nach sich, die mich für einige Zeit lahmlegten. Also war erst mal nichts mit Kunst. Nicht so schlimm dachte ich, das Jahr war noch jung.

Als nächstes geschah eine kleine Katastrophe;

meine externe Festplatte war defekt.

Meine Hoffnung auf einen vielleicht nur kleinen Schaden erlosch recht schnell. Die Wiederherstellung der Daten sollte ca. 2000 – 2500 € kosten. Der Schreck war groß! Zumal einige Reisen und Ausstellungen ausstanden, für die mein Budget damit erheblich schrumpfen würde. Ich verfiel in eine regelrechte Schockstarre. Was tun?

Doch viel Zeit zum Nachdenken blieb mir nicht. Der eigentlich für 2015 geplante Umzug duldete keinen Aufschub mehr. Schon viel zu lange war die Wohnungssuche aufgeschoben worden. Die Prioritäten waren klar und ließen eigentlich auch keine andere Wahl. Ich verschob fast alle anstehenden Projekte, Reisen und Ausstellungen incl. Festplattenrettung ins nächste Jahr und machte mich auf Wohnungssuche.

Nach 6 Wochen wurden wir fündig; ein großes Haus mit ausreichendem Platz für meine Kunst. Die Umzugsvorbereitungen, der Umzug selber und das anschließende Einrichten nahmen noch mal mehrere Monate in Anspruch. An Kunst war nicht mal zu denken. Doch ich hoffte, im Anschluss wenigstens das Higgs-Kunst-Projekt aufnehmen und beenden zu können, einschließlich der dazu geplanten Reise nach Genf.

Das neue Zuhause war eine längst überfällige und mehr als richtige Entscheidung. Endlich gab es ausreichenden Platz für meine Kunst. Ich richtete mir eine Werkstatt und einen Raum für meine Computerkunst ein. Doch dann kam schon wieder alles anders als geplant …

Kaum waren alle Arbeiten am neuen Haus abgeschlossen,

landete ich in der Notaufnahme der Aachener Uniklinik.

Ich war schwer gestürzt. Was zunächst nicht so schlimm aussah, hatte ungeahnte Folgen. Ich will hier nicht in die Details gehen, nur so viel; seitdem leide ich unter starken Schmerzen und kann nur schwerlich sitzen. Und damit bin ich schon wieder soweit außer Gefecht gesetzt, dass weder an Kunst noch an Reisen zu denken wäre.

Schweren Herzens musste ich mich zuletzt von meinen Plänen bezüglich Genf verabschieden. Das war schon eine sehr große Enttäuschung, denn auf den Aufenthalt dort hatte ich mich ganz besonders gefreut. Schließlich sollte ich dort im Rahmen meines Higgs-Kunst-Projektes das CERN besichtigen. Ich hoffe nun inständig, es ergibt sich eine neue Gelegenheit im nächsten Jahr.

So war das mit dem nun ablaufenden Jahr 2014. Meine Gesundheit hat auf unvorhersehbare Weise ins künstlerische (Hand)Werk gepfuscht. Dafür war der Umzug die beste Entscheidung seit langem. Dadurch habe ich eine bereichernde Lebensqualität und optimale Grundlage geschaffen, für alles was noch kommt.

Na ja, und dann war da noch das ein oder andere Ereignis am Rande, wie z.B. die so erfreuliche Veröffentlichung in einem Schulbuch, das angebotene Buchprojekt, weitere Ausstellungseinladungen und vielversprechende neue Kontakte.

Nicht zuletzt war die zu Beginn des Jahres ins Netz gestellte zweite Webseite zur Fotografie ein wichtiger Schritt. Inzwischen verzeichnet auch diese Internetpräsenz stetig steigende Besucherzahlen. Soweit der Blick zurück.

Das Jahresende ist kein Ende und kein Anfang, sondern ein Weiterleben mit der Weisheit,

die uns die Erfahrung gelehrt hat. Harold Glenn (Hal Borland)

Die aufgrund der geschilderten Umstände nicht realisierbaren Projekte und Reisen konnte ich glücklicherweise in 2015 schieben. Wobei wir beim nächsten Jahr wären. Ich hoffe, spätestens Ende Januar gesundheitlich soweit wiederhergestellt zu sein, dass ich mich endlich voll und ganz in gewohnter Weise der Kunst widmen kann. Die Zeit drängt; denn die Planung ist dicht.

Im Vordergrund wird die im Oktober an der RWTH Aachen University stattfindende große Op-Art Einzelausstellung stehen. Das wird intensive Vorbereitungszeit in Anspruch nehmen, zumal ich zu diesem Anlass mein erstes eigenes Kunstforschungsprojekt vorstellen möchte. Auch ein Konzept für Schulklassen soll in die Ausstellung integriert werden. Das will besonders gut überlegt sein. Ich freue mich sehr auf all das.

Leider heißt es aber auch, das Thema der Datenrettung steht wieder im Raume. Da sich auf der defekten Festplatte die gesamte künstlerische Arbeit der letzten 7 Jahre befindet, ist die teure Reparatur unumgänglich. Die erste Reise 2015 findet nach aktuellem Stand im April statt. Das alljährliche Meeting der SAR findet diesmal in London am Chelsea College of Arts / University of the Arts statt. Des Weiteren stehen u.a. Teilnahmen an Kunstmessen in London und New York aus.

Dann gibt es noch das verlockende Angebot eines Verlages für ein Buchprojekt. Wie es damit weitergeht, ist mir noch nicht klar. Momentan sehe ich da einfach keine Lücke in der Jahresplanung. Aber kommt Zeit, kommt Rat. Tja, und dann ist da noch das nicht zu Ende geführte Higgs-Kunst-Projekt. Ich habe soviel Inspiration darin gefunden, dass ich mir gut vorstellen kann, daraus mehr als nur eine zeitlich begrenzte Angelegenheit zu machen.

Eigentlich hatte ich mich ja auf Neurowissenschaften und Architektur festgelegt,

um mich nicht immer wieder in zu viele Themen zu verstricken.

Doch die Teilchenphysik ist megaspannend und lässt mich einfach nicht los. Also soll es vielleicht so sein? So schaue ich aufs alte Jahr zurück und bin trotz der gesundheitlichen Widrigkeiten damit im Reinen. Schön auch, dass ich mal einfach so zehn Kilos abgenommen habe! Nur mit den verschobenen Reisen hadere ich etwas. Sind sie doch inzwischen ein wichtiger Bestandteil meiner Kunst, besonders der Fotografie geworden.

Wenn ich nicht reisen kann, werde ich ganz unruhig. Die Welt zu entdecken, ist zur Sucht geworden. Bin ich einmal auf Achse, kann ich die Füße auch nicht still halten. Dann heißt es vom frühen Morgen bis zum Abend auf Erkundung zu gehen und die Kamera glühen zu lassen. Das fehlt mir momentan sehr.

Wenigstens war ich in Stockholm. Und ich kann mich ja auch nicht wirklich beschweren; schließlich habe ich anstelle der Reisen ein traumhaftes neues Zuhause beziehen können. Aber die innere Unruhe ist da, ob ich will oder nicht. Glücklicherweise hat das spätestens mit der Reise nach London im April ein Ende.

So stehen wir nun vor den Weihnachtstagen

und dem anschließenden Jahreswechsel.

Für mich seit Kindertagen die schönste Zeit des Jahres. Aus ihr hole ich all die Kraft und Energie, die ich für das jeweils nächste Jahr brauche. Die Weihnachtszeit erdet mich und ich erlaube mir eine gehörige Portion Romantik. Dazu gehört ein behaglich dekoriertes Zuhause, der Duft selbst gebackenen Spritzgebäcks, Kerzenlicht, Spaziergänge in der Natur und das Schmöckern in Weihnachtsbüchern.

Nicht zuletzt runde ich jeden Abend mit einem meiner zahlreichen Weihnachtsfilme ab. Stress und Nachrichten bleiben komplett draußen, und ich komme zur Ruhe. Das 21. Jahrhundert ist so schnelllebig und die Informationsflut nimmt ständig zu, da braucht es eine regelmäßige Auszeit. Für mich ist diese Jahreszeit daher Urlaub für die Seele.

Das Wort Besinnlichkeit steht dabei im Mittelpunkt. Überdenken was war, aufräumen, loslassen, Besinnung auf das wirklich Wichtige. So entsteht Raum für Neues. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Aber ich brauche das Gefühl, mit mir und dem alten Jahr im Reinen zu sein. Und dann? Ja dann stürze ich mich voller Vorfreude ins neue Jahr.

An der Schwelle des neuen Jahres lacht die Hoffnung und

flüstert, es werde uns mehr Glück bringen.  Alfred Lord Tennyson

Zu guter Letzt möchte ich mich bei allen Besuchern dieser Seite sowie allen KunstPartnern, Freunden und Förderern meines Schaffens herzlich bedanken. Sie haben mich auf erfreuliche, aufmunternde, unterstützende, geduldige und inspirierende Art und Weise durch das letzte Jahr begleitet.
Und so wünsche ich auch Ihnen von Herzen eine behagliche, stressfreie Weihnachtszeit. Schlüpfen Sie wie ich voller Zuversicht ins neue Jahr und bleiben Sie gesund.
 

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