Mit Zuversicht ins neue Jahr
1. Januar 2016
Brigitte Grawe

Fege den Staub des letzten Jahres fort und mit ihm alle unguten Gefühle.

Diese Worte eines unbekannten Autors sprechen mir aus der Seele. Das letzte Jahr war vor allem in der ersten Hälfte heftig von unguten Gefühlen geprägt. Ich litt immer noch stark unter den Folgen meines Unfalls im Sommer 2014. Nicht nur gesundheitliche Auswirkungen bekam ich zu spüren, es veränderte meine Lebensumstände.

So gab ich meine Stelle an der RWTH Aachen University vorerst auf. Ab dem Spätsommer ging es dank dieser Entlastung endlich aufwärts und das ersehnte Gefühl von Normalität stellte sich langsam ein. So konnte ich zu meiner Freude und Erleichterung auch wieder zur Kreativität zurückfinden.

Die stärksten Auswirkungen des Unfalls trafen seit Ende 2014

bis in den Anfang des Jahres 2015 meine Computerkunst.

Geplante Projekte und Reisen musste ich absagen, Einladungen ausschlagen Das war nicht nur schmerzlich sondern auch mit der Sorge verbunden, dass es ‚Schritte rückwärts’ bedeuten könnten. Aber Sitzen, generell und am PC, war kaum noch machbar. Gott sei Dank war und ist da die Fotografie!

Sie hält mich seit meinem Unfall in Bewegung. Wo mich sonst wohl ein hinterhältiger Schweinehund auf das Sofa platzieren würde, bin ich stattdessen mit der Kamera unterwegs. Und das tut Körper und Geist gut! Im stetigen Wechsel zwischen Sitzen, Bewegen sowie ausreichenden Ruhephasen konnte ich inzwischen die Kunst wieder aufnehmen.

Alles kann – nichts muss; ein vor allem gesundes Motto für das neue Jahr!

Nun kann ich wieder konkreter planen, wenn auch noch mit einer Sicherheitszeitspanne. Ab dem Spätsommer 2016 werde ich wieder ausstellen; Startpunkt voraussichtlich London. Ich erhielt letzten Monat das vielversprechende Angebot einer Galerie im derzeit angesagtesten Szeneviertel der Stadt.

Im Frühjahr werde ich vor Ort sein, mir das Ganze persönlich ansehen und mit den Galeristen sprechen. Wenn Örtlichkeit und Termine passen, werde ich wahrscheinlich September oder Oktober dort ausstellen.

Zwei weitere Galerien sind zu meiner Freude im Gespräch, doch dazu mehr nach den jeweiligen Vorgesprächen. Die geplante große Op-Art-Ausstellung an der RWTH Aachen University werde ich ebenfalls neu besprechen. Ich möchte dieses Projekt ins Frühjahr 2017 schieben. Ich denke, das ist machbar. So kann ich das Motto Kunst & Wissenschaft und die damit verbundene künstlerische Forschung in Ruhe ausarbeiten.

Die Fotografie möchte ich ebenfalls wieder gezielt angehen.

Ein größerer Auftrag ist auch schon in Sicht. Weitere werden hoffentlich folgen. Dann wäre da noch das Schreiben. Ich werde endlich wieder regelmäßig Blogbeiträge veröffentlichen. Und vielleicht nehme ich auch das Verlagsangebot aus 2013 an? Ein Buchprojekt wäre vielleicht jetzt machbar, zumindest zeitlich. Ich werde darüber berichten, wie auch über alles andere.

Ansonsten stehen natürlich wie bei jeder Künstlerin und jedem Künstler viele neue kreative Ideen und Ziele an. So wird auch die Malerei wieder einen Platz in meinem Leben finden. Ein 2x1m großes Bild ist geplant; Motiv Wald. Was auch sonst. 😉 Mit dem notwendigen Spezialwerkzeug möchte ich schon bald mein HolzKunstProjekt in Angriff nehmen. Das Holz liegt seit Monaten bereit und wartet geduldig.

So kann ich endlich meine neuen Kreativräume, Werkstatt und Atelier, richtig nutzen. Allerdings brauche ich noch eine Tageslichtlampe, denn die Fenster der Dachschrägen im Obergeschoss lassen nur für wenige Stunden am Tag genug natürliches Licht hinein.

Ganz oben auf meiner Liste für das neue Jahr steht auch die Vernetzung vor Ort. In Stolberg gibt es nicht wenige interessante KünstlerInnen, die ich gerne persönlich kennenlernen möchte. Zu guter Letzt plane ich ein paar wirklich verrückte Ideen in Sachen Kunst, die ich gemeinsam mit KünstlerKollegInnen plane. Mal sehen, wen ich dafür gewinnen kann.

Große Veränderungen in unserem Leben können eine zweite Chance sein. Harrison Ford

Das letzte Jahr hat große Veränderungen gebracht, die uns alle in Deutschland, bzw. Europa betreffen. Die politische Weltlage hat dazu geführt, dass sich viele schutzsuchende Menschen in höchster Not auf den Weg nach Europa gemacht haben. Was sie an traumatischen Erfahrungen gemacht haben, kann man wohl kaum erahnen.

Auf der Flucht vor Krieg und Terror hoffen sie in Deutschland und andern europäischen Ländern ein sicheres Zuhause zu finden. Und das wünsche ich ihnen für das neue Jahr sehr. Seit den schrecklichen Anschlägen in Paris wird auch für uns vorstellbar, wovor sie sich und ihre Familien in Sicherheit bringen wollten. Doch leider macht der Wahnsinn des Terrors auch vor uns nicht halt.

Seit 9/11 war mir klar, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis es auch uns treffen würde. Doch wie soll man mit dieser Bedrohung im Alltag umgehen? Ich für mich habe entschieden, mein tägliches Leben davon möglichst nicht beeinflussen zu lassen. Das ist nicht immer leicht. Nach den Anschlägen in Paris ergriff auch mich wie viele andere Menschen die Angst.

Doch ich entschied mich mit einer Taktik dagegen anzugehen; Wut statt Angst!

Es hat mir tatsächlich geholfen. Schließlich möchte ich nicht, dass Terroristen mein Leben beeinflussen. Und so werde ich mich auch in meinen Reiseplänen möglichst nicht einschränken lassen. Auch anderen Kulturen und Ländern gegenüber werde ich offen bleiben.

Viel mehr als der drohende Terrorismus macht mir jedoch die Verbreitung nationalsozialistischen Gedankenguts Sorgen. Pegida und Konsorten wuchern wie ein übles Geschwür in unserer Gesellschaft. Es ist erschreckend zu sehen und hören, wie viele Menschen sich ohne darüber nachzudenken vor den braunen Karren spannen lassen.

Welche Auswirkungen so etwas haben kann, sieht man in Frankreich und derzeit besonders heftig in Polen. Da heißt es aufgewacht und aufgepasst; das ist nichts, was man aussitzen kann. Wir alle sind nun aufgefordert, dagegen anzugehen. Also raus aus der Komfortzone! Aus meiner Sicht ist es wichtig, auf Menschen zuzugehen, denen die aktuelle Situation Angst bereitet.

Sie einfach nur in die rechte Ecke zu stellen, ist sicherlich nicht der richtige Umgang. Nur Aufklärung verhindert die weitere Verbreitung dummer aber gefährlicher rechter Gedanken. Also sollten wir jede Gelegenheit nutzen, mit diesen Menschen ins Gespräch zu kommen und ihre Sorgen ernst zu nehmen.

Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt. Der andere packt sie kräftig an – und handelt. Johann Wolfgang von Goethe:

Stolz macht mich das derzeit andere Gesicht Deutschlands. Die Bereitschaft so vieler Menschen, Schutzsuchende in unserer Mitte aufzunehmen, hat mich überwältigt. Der beispiellose Einsatz ehrenamtlicher Helfer, die das in der Hauptsache erst möglich machen ist unglaublich. Das bedeutet Nächstenliebe! Die Integration so vieler Menschen wird eine riesige Herausforderung und betrifft uns alle.

Das sehe auch ich. Aber wenn wir wollen, kann es gelingen. Es liegt nun an uns, weiterhin vorurteilsfrei und freundlich die Hand zu reichen und Starthilfe zu leisten. Es liegt an den Neuankömmlingen, ebenso offen unsere Gastfreundschaft zu erkennen und sich in dieses Land und seine Kultur einzubringen. Dann wird am Ende alles gut!

Uns allen wünsche ich ein Jahr voller Zuversicht und Mut, die Dinge anzugehen. Miteinander können wir vieles schaffen. Bleiben Sie gesund!

Kategorie wählen: