Parallax Art Fair in London
29. Oktober 2013
Brigitte Grawe

 

Wenn man im digitalen Zeitalter über Kunst nachdenkt, wird einem bewusst, dass sich in den letzten Jahren die Szene verändert hat. Die Zeit ‚vor dem Internet‘ war eine ganz andere. Damals waren Künstler auf eine gute Galerie angewiesen, um vom Markt wahrgenommen zu werden.

Doch schon der Kontakt zu einem Galeristen gestaltete sich schwierig.

Inzwischen ist alles anders. Die globale Vernetzung eröffnet neue Chancen, und der Begriff ‚Kunstmarketing‘ erhält eine ganz neue Bedeutung. Weiß ich als KünstlerIn die virtuelle Welt auf geschickte Weise zu nutzen, habe ich ganz andere Möglichkeiten, meine Kunst und mich zu präsentieren.

Inzwischen ist die eigene Webseite schon beinahe Pflicht. Darüber hinaus kann man sich dank Twitter, Facebook, unzähligen Foren und Kunstportalen mit Menschen auf der ganzen Welt verbinden. Da sind Kontakte machbar, die ohne Internet unmöglich wären.

Ob Künstler aus aller Herren Länder, Kuratoren, Kunstkritiker, Galeristen und Kunstinteressierte – virtuell ist heute jeder mit jedem vernetzt. So lassen sich auf unkomplizierte Weise grenzüberschreitende Projekte planen, Erfahrungen austauschen und Kunst präsentieren. Es sind neue Kunstformen entstanden, und der virtuelle Kunsthandel nimmt zu.

„Wer nicht von Grund auf umdenken kann,

wird nie etwas am Bestehenden ändern.“

Anwar Al Sadat

So hat sich die Kunstszene stark verändert. Es entstehen neue Strukturen. Die meisten Künstler haben nur noch wenig Lust auf die festgefahrenen ‚Regeln‘ des Marktes. Liest man Ratgeber für aufstrebende Künstler, haben sie alle Eines gemeinsam; es lugt ein großer warnender Zeigefinger daraus hervor. Bloß nicht von alten, bewährten Wegen abweichen!

Sorry, aber für mich ist das Quatsch! Da wird als unseriös angeprangert, was mittlerweile für die meisten von uns normal ist. Wer so etwas kommuniziert, hat die Zeichen der Zeit nicht verstanden. Ich empfinde die Veränderungen wie einen längst überfälligen Aufbruch der Kunst in ein neues Zeitalter.

Natürlich sollte man auch kritisch bleiben, denn es sind schnell

Trittbrettfahrer auf dem Kunstmarkt aufgetaucht.

Die hatten nur eines im Sinn; unerfahrene Künstler auszubeuten. Aber das gab es auch schon früher. Übrigens werde ich zu dieser gesamten Thematik im nächsten Jahr eingehend publizieren – nicht nur in diesem Blog.

Genaueres dazu möchte ich an dieser Stelle aber noch nicht preisgeben. Doch so viel sei schon mal gesagt; für die KünstlerInnen unter meinen LeserInnen dürfte es interessant werden.

Doch was hat das alles eigentlich mit der

Kunstmesse in London zu tun?

Ganz einfach; die PAF London, bzw. Parallax Art Fair ist eines dieser neuen Konzepte. Bis vor einigen Jahren war Künstlern die Teilnahme an einer Messe ausschließlich über eine Galerie möglich. Doch selbst für gute Galerien ist es schwer, dort einen Stand zu bekommen.

Es ist anscheinend eine Frage des Geldes, und sicherlich der Beziehungen. Dafür genießen diese Events einen hohen Stellenwert. Profitiert haben angesichts der vielen Künstler weltweit, immer nur vergleichsweise wenige davon.

Doch muss man das so hinnehmen?

Inzwischen gibt es andere Möglichkeiten.

Dr. Chris Barlow, Kunsthistoriker aus London, war einer der Ersten die neue Wege gingen. Mit seinem Konzept gibt er Künstlern auf direktem Wege die Chance an einer kuratierten Messe im Ausland teilzunehmen. Der Preis für die Teilnahme staffelt sich je nach gewählter Ausstellungsfläche.

Auch mir flatterte im letzten Jahr erstmalig eine solche Einladung für die Messe in London ins virtuelle Postfach. Zunächst war ich skeptisch, denn erst Anfang des Jahres hatte ich an einer ‘richtigen’ Kunstmesse, der Art Innsbruck über eine renommierte Galerie teilgenommen.

Ich schaute mir die Webseite an, und fand es dann doch ziemlich verlockend. Wirklich hoch waren die Preise nicht. Da ich in wenigen Jahren nach England auswandern möchte, gefiel mir der Gedanke immer besser. Vielleicht ließen sich dort erste, notwendige Kontakte knüpfen.

Außerdem wollte ich wissen, wie meine Digitalkunst, bzw. Op-Art bei den Engländern ankommt. Mehr Erwartungen hatte ich nicht. Gesagt, getan; im Oktober letzten Jahres war ich zum ersten Mal dabei. Veranstaltungsort war und ist die Chelsea Old Town Hall, eine wunderbare Location mit besonderem Flair.

Der Eröffnungsabend war nicht schlecht, doch in den nächsten beiden Tagen waren eindeutig zu wenige Besucher dort. Im Anschluss gab es viele Beschwerden der Teilnehmer, was zur Folge hatte, dass der verantwortliche Organisator gefeuert wurde, und Chris die Sache nun selbst in die Hand nahm. So beschloss ich, auch in diesem Jahr teilzunehmen.

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Ich hatte trotz der vergangenen Erfahrung den Eindruck,

dass sich dieses Konzept im Laufe der Zeit etablieren könnte.

Und ich sollte Recht behalten. Die Eröffnung war unglaublich, es gab zeitweise kein vor und zurück mehr in den Gängen.  Bis zur letzten Minute war die Halle voll bis zum letzten Winkel. Eine Harfinistin gab dem Ganzen eine schönen, festlichen Rahmen.

Auch die weiteren Tage waren erstaunlich gut besucht. Ein Lob geht an dieser Stelle auch an das Team um Chris. Freundlich und hilfsbereit waren sie immer zur Stelle, und sehr um den Erfolg des Events bemüht.

Auch im nächsten Jahr werde ich wieder dabei sein. Ein guter Grund dafür ist auch die ‘Qualität’ der Teilnehmer. In dieser Runde fühle ich mich gut. Auf beiden Messen waren tolle Arbeiten von Künstlern aus der ganzen Welt zu sehen.

Schaut man sich die jeweiligen Webseiten an, sieht man beeindruckende Lebensläufe, bzw. Künstlerviten: Kai Schäfer (Düsseldorf),  Klaus Kampert (Düsseldorf), Juhani Jarvinen (Simpele, Finland), Virpi Velin (Helsinki, Finland), Alessandra Casonato (Italy), und so weiter …

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Ich bin mit dem Ergebnis der Messe mehr als zufrieden.

In der Folge habe ich eine Einladung zur Ausstellung nach Oxford erhalten.

Auf meinem Tisch liegt eine große Mappe mit Visitenkarten, Flyern u.ä. Ich habe mich mit den meisten Künstlern intensiv unterhalten, und so für die Zukunft ev. wichtige Kontakte anknüpfen können. Ich bin interessanten Kollegen begegnet und habe fantastische Arbeiten gesehen.

Zu meiner Freude habe ich dort Martin Otten getroffen, ein Künstler aus Alsdorf, das ist ganz in meiner Nähe. Darüber hinaus sind wir in Aachen durch dieselbe Galerie vertreten. Da war das Staunen groß! Seine Bilder haben sehr viel Tiefgang:

Auch Andreas Kerstan aus Stuttgart war einer der Teilnehmer, seine beeindruckenden Kopfskulpturen haben mir ausgesprochen gut gefallen:

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