Teures Lehrgeld
23. April 2014
Brigitte Grawe

Nun ist meine externe Festplatte defekt. Darauf; die gesamte künstlerische Arbeit von acht Jahren. Fotografien, Digitalkunst, selbstverfasste Texte und anderes müssen nun professionell gerettet werden. Zunächst hatte ich die Hoffnung, selber noch etwas machen zu können.

Ich versuchte dies und das.

Mitunter sah es tatsächlich erfolgversprechend aus. Doch irgendwann war ich mit meinem Latein am Ende. Was ich zunächst zu vermeiden hoffte, ließ sich nicht mehr umgehen.  Jetzt müssen Profis ran, und das kostet. Ein ungutes Gefühl ist es außerdem, fremden Menschen so wertvolle Daten in die Hand zu geben.

Doch ich habe keine Alternative. Tja, selber schuld! Warum hatte ich keine Sicherung?  Als Medienkünstlerin hätte ich es besser wissen müssen. Und ich hatte diesen Punkt zwar auf meiner To-do-Liste, ehrlich. Doch ich habe es immer wieder hinausgeschoben, vergessen, verdrängt. Anderes zu erledigen schien mitunter wichtiger, oder ich hatte keine Lust. Wie das eben manchmal so ist.

Ein fataler Fehler, wie ich nun erfahren muss,

der mich vielleicht teuer zu stehen kommt.

Der Schrecken ist groß, wenn man das erkennt. Hat man die Schockstarre über die defekte Platte verdaut, muss man handeln. D.h. entweder die Festplatte zu entsorgen, oder sie wiederherstellen zu lassen. Natürlich ist es in meinem Fall klar, was zu tun ist.

Ein Profi muss her, aber an wen wendet man sich da? Im Internet gibt es viele Datenretter. Doch welcher ist der Richtige? Das ist keine leichte Entscheidung. Nun hoffe ich, meine Wahl war eine gute. Die Referenzen sehen gut aus, das Ganze macht einen vertrauenerweckenden Eindruck. Morgen wird die Platte abgeholt und analysiert.

Wenn ich Glück habe, kostet mich das Ganze ‚nur‘ ein paar hundert Euro. Damit käme ich noch mit einem blauen Auge davon. Allerdings können es, je nach Schadensfall, auch bis zu 2000 € sein. Das sind dann schon zwei blaue Augen. Die Ungewissheit macht mich unruhig, ich möchte endlich wissen, woran ich bin.

Meine aktuelle Reiseplanung hängt ebenfalls davon ab.

Wird es nicht so teuer, muss ich nur eine Reise verschieben. Im schlimmsten Fall, muss ich eine Reise komplett absagen? Letzteres hoffe ich zu vermeiden. Seufz … Die defekte Festplatte, die mich ja nun schon eine Weile plagt, hindert mich natürlich auch an meiner künstlerischen Arbeit.

Das liegt nicht nur daran, dass mein Arbeitsmaterial unzugänglich ist. Nein, es ist auch die damit verbundene Nervosität und Ungewissheit. So fehlt mir die künstlerische Ruhe und Inspiration. Obwohl Einiges an Arbeit auf mich wartet. Dumm auch, dass ich gerade jetzt Ausstellungseinladungen aus Hamburg und Berlin bekommen habe.

Ohne meine Festplatte ist mir die Zusammenstellung einer Ansichtsmappe unmöglich.

Das ist ärgerlich, aber wenigstens aufschiebbar. Doch auch das Konzept für meine große Wanderausstellung wartet und muss bald vorgelegt werden. Auch da bräuchte ich dringend meine Bilddateien. Na ja, es ist wie es ist. Ach, wäre ich doch nur schon ein paar Tage älter.

Ich hoffe, dass der Analysebericht schnell und schmerzlos sein wird. Aber bis Montag muss ich mich wohl noch gedulden; das wird ein laaaaanges Wochenende. Wenn alles gut geht, habe ich dann nächste Woche um diese Zeit meine Daten bereits alle wieder. Und nun raten Sie mal, was ich dann als Erstes erledigen werde? Richtig; ich lege eine Sicherungskopie an.

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